Lausitz-Monitor mahnt: Menschen müssen im Strukturwandel mitgenommen werden

Bei allen Erfolgen in der regionalen Strukturentwicklung: Viele Lausitzerinnen und Lausitzer bekommen davon nichts mit. Entsprechend sinkt die Akzeptanz für die Energiewende. Das zeigt der neue Lausitz-Monitor, eine repräsentative Umfrage, die das dritte Jahr infolge in Südbrandenburg und Ostsachsen durchgeführt wurde. Die jüngsten welt- und damit energiepolitischen Entwicklungen dürften den negativen Trend verstärken.

„Die Studie zeigt, dass die Herausforderungen für den Strukturwandel in der Lausitz unter schwierigeren Rahmenbedingungen größer werden und es so wichtig wie nie ist, die Menschen in diesem Prozess nicht zu verlieren“, so Jörg Heidig, Geschäftsführer der Prozesspsychologen GmbH, die den Lausitz-Monitor seit 2020 zusammen mit MAS Partners jährlich erhebt. „Die Menschen in der Lausitz möchten erste Erfolge sehen, was aus unserer Sicht auch eine wichtige kommunikative Aufgabe ist.“

Nach einem positiven Trend im letzten Jahr ist der Anteil der Befürworter der Energiewende in der aktuellen Welle deutlich um 13 Prozentpunkte auf 44 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Gleichzeitig sind die Ablehner von 26 Prozent auf 37 Prozent angestiegen. Vor allem die Ausstiegsszenarien von Kohle- und Atomkraft werden stärker hinterfragt. Aktuell sind die Befürworter eines Kohle- und Atomausstiegs in der Lausitz in der Minderheit.

„Wir haben unsere Befragung ja schon vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs abgeschlossen“, so Stefan Bischoff, Geschäftsführer von MAS Partners. „Wir gehen deswegen davon aus, dass sich die Stimmung der Lausitzer im Hinblick auf die Energiewende aktuell weiter verschlechtert hat.“

Der Ausbau von erneuerbaren Energien stößt auf weiterhin auf eine breite Unterstützung in der Lausitzer Bevölkerung. Am stärksten wird der Ausbau der Solarenergie befürwortet (81 Prozent), gefolgt von Bioenergie (69 Prozent) sowie Windenergie (60 Prozent). Allerdings sind auch hier leicht sinkende Trends zu verzeichnen, vor allem bei Solarenergie (-6 Prozentpunkte) und Windenergie (-5 Prozentpunkte).

65 Prozent der Lausitzer sind der Meinung, dass ein tiefgreifender Strukturwandel in der Region notwendig ist. Lediglich 18 Prozent meinen, dass grundsätzliche Veränderungen nicht notwendig sind. Damit zeigen viele Lausitzer weiterhin eine große grundsätzliche Unterstützung für einen Veränderungsprozess. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen, die (noch) keinen einsetzenden Veränderungsprozess wahrnehmen von 39 Prozent auf 53 Prozent angestiegen.

Insgesamt gesehen ist nur ein Drittel der Lausitzerinnen und Lausitzer mit dem Strukturwandel zufrieden, während mehr als die Hälfte (53 Prozent) unzufrieden mit dem Veränderungsprozess sind. Nur wenige Lausitzerinnen und Lausitzer nehmen den Prozess schnell (27 Prozent) und transparent (35 Prozent) wahr.

Die Zufriedenheit der Menschen mit der Situation in der Region ist in der Lausitz geringer als insgesamt in Deutschland. In Deutschland insgesamt sind 77 Prozent der Menschen mit der Situation in ihrer jeweiligen Region zufrieden, in der Lausitz sind es mit 70 Prozent etwas weniger. Sind im deutschen Schnitt 66 Prozent der Menschen optimistisch in Bezug auf die Zukunft ihrer Region, sind es in der Lausitz nur 58 Prozent.

Die Abwanderungsbereitschaft bleibt im Jahresvergleich auf stabilem Niveau. Jeder zehnte Bewohner der Lausitz (10 Prozent) möchte in den kommenden zwei Jahren aus der Lausitz wegziehen. In der Altersgruppe bis 29 Jahre sind es 45 Prozent, auch hier gab es von 2021 zu 2022 keinen Unterschied. Der am häufigsten genannte Wegzugsgrund war „interessante Menschen kennenlernen“ (63 Prozent), gefolgt von „attraktiver Lohn“ (60 Prozent) sowie „gute Verkehrsinfrastruktur“ (59 Prozent).

Im Februar 2022 haben das Leipziger Marktforschungsinstitut MAS Partners und die Prozesspsychologen GmbH zum dritten Mal nach 2020 und 2021 insgesamt 1000 Menschen aus der Lausitz zu verschiedenen Themen befragt. Im Mittelpunkt: Strukturwandel und Energiewende, Zufriedenheit mit der Entwicklung vor Ort, Wegzug aus und Zuzug in die Region und sowie das Image der Region. Neu in diesem Jahr: Parallel zum Lausitz-Monitor wurde noch eine weitere repräsentative Befragung mit dem gleichen Fragebogen und ebenso vielen Personen in der gesamten Bundesrepublik durchgeführt. Dies ermöglicht einen Vergleich der Stimmung in der Lausitz mit dem gesamten Bundesgebiet.

Quellen: Lausitzer Rundschau vom 25. Mai 2022, Pressemitteilung MAS Partners und Prozesspsychologen vom 24. Mai 2022,
siehe auch: lausitz-monitor.de

Zurück    Zum Seitenanfang

 

Unsere Themen. Ihre Erkenntnis

Aufforstung, Braunkohle, CO2-Emmissionen, Demokratie, EEG, Energiemix, Energieregion, Energiesystem, Energiewende, Erneuerbare Energien, Green Deal, Greenpeace, Grundlast, Grüne Liga, Heimatverlust, Industrie, Klimakiller, Klimawandel, Kohleausstieg, Kohlekommission, Kraftwerk, Lausitz, Lausitzer Braunkohle, Rekultivierung, Renaturierung, Rohstoff, Seenland, Sozialverträglichkeit, Strukturstärkung, Strukturwandel, Tagebau, Technologie, Umsiedlung, Versorgungssicherheit, Verstromung, Wertschöpfung

www.pro-lausitz.de