Zwei von drei Lausitzern lehnen vorgezogenen Kohleausstieg ab

Das Stimmungsbild ist deutlich: 68 Prozent der Menschen in der Lausitz lehnen ein Vorziehen des Kohleausstiegs auf das Jahr 2030 ab. Das ist ein Ergebnis der nunmehr vierten Auflage des repräsentativen Lausitz-Monitors. Für die Energiewende spricht sich dennoch eine Mehrheit aus. Zudem blicken die meisten Lausitzerinnen und Lausitzer optimistisch in die Zukunft.

Laut der repräsentativen Online-Befragung befürwortet weiterhin eine Mehrheit von 49 Prozent (2022: 44 Prozent) der Menschen in der Lausitz grundsätzlich die Ziele der Energiewende, teilten die Initiatoren des Lausitz-Monitors mit. Ein reichliches Drittel (36 Prozent) lehne die Ziele der Energiewende ab. Unverändert hoch seien die Zustimmungswerte für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Allen voran steht der Ausbau der Solarenergie mit 87 Prozent Befürwortern. Aber auch Erdwärme (76 Prozent), Bioenergie (74 Prozent) und grüner Wasserstoff (68 Prozent) werden von vielen Menschen unterstützt. Der Ausbau von Windenergie wird von zwei Dritteln der Menschen in der Lausitz (66 Prozent) befürwortet.

Sehr klar wird ein Vorziehen des Kohleausstiegs von den Menschen in der Region abgelehnt. Dagegen votieren laut Lausitz-Monitor mehr als zwei Drittel der Befragten (68 Prozent), dafür ungefähr jeder Fünfte (21 Prozent). Wie schon im letzten Lausitz-Monitor sprechen sich etwas mehr Lausitzerinnen und Lausitzer gegen (46 Prozent) als für (42 Prozent) den Kohleausstieg bis zum Jahr 2038 aus.

Weiteren Ergebnissen zufolge blicken die Menschen in der Lausitz eher optimistisch in die persönliche Zukunft, sorgen sich aber vor Inflation. Die Zufriedenheit der Menschen bleibe weitestgehend stabil. Ungefähr drei Viertel der Lausitzer und Lausitzerinnen (74 Prozent) sind mit ihrer persönlichen Lebenssituation zufrieden (Note 1- 3 auf einer Zufriedenheitsskala von 1 bis 6). Die meisten Lausitzerinnen und Lausitzer (58 Prozent) blicken optimistisch in die persönliche Zukunft. Im letzten Jahr waren 63 Prozent der Menschen optimistisch und 32 Prozent pessimistisch, was insbesondere auf die hohe Inflation und die Energiepreise schließen lässt.

Bei der Frage nach möglichen Einflussfaktoren für ihre persönliche Zukunft erwarteten 84 Prozent negative Effekte durch die hohe Inflation. Der Krieg in der Ukraine folgte mit 68 Prozent auf Platz 2, während Corona mit 31 Prozent nur noch eine eher untergeordnete Rolle spielte.

Um die Zufriedenheit mit der Situation in der Region detaillierter verstehen zu können, wurden für 30 Aspekte der Bedarf und die Zufriedenheit erfasst – unter anderem etwa ärztliche Versorgung, Jobs und Löhne oder Verkehrsinfrastruktur. Die größte Unzufriedenheit der Menschen besteht wie schon in früheren Befragungen weiter rund um das Thema Arbeit. So sind nur 28 Prozent der Lausitzerinnen und Lausitzer zufrieden mit dem Thema „attraktive Löhne“. Auch hinsichtlich des Angebotes an attraktiven Arbeitgebern (38 Prozent) sowie Karrierechancen (40 Prozent) besteht eine vergleichsweise geringe Zufriedenheit.

Unverändert hoch ist mit 65 Prozent der Anteil derjenigen, die einen Strukturwandel in der Region für notwendig halten. Als Entwicklungsschwerpunkte werden die Themen Gesundheitsregion (92 Prozent), Energieregion (85 Prozent), Tourismus & lebenswerte Regionen (84 Prozent) Mobilität & Informationstechnologie (80 Prozent) sowie Kreislaufwirtschaft und Bioökonomie (80 Prozent) jeweils von einer großen Mehrheit als wichtig erachtet.

Als eine große Herausforderung für die Region nannten die Befragten auch das Thema Fachkräfte. So nehmen fast zwei Drittel der Beschäftigten (61 Prozent) bei ihrem Arbeitgeber einen starken Mangel an Fachkräften wahr.

Bei der persönlichen Wahrnehmung des Strukturwandels ergibt sich ein differenziertes Bild. Ein knappes Drittel der Menschen (30 Prozent) in der Region haben das Gefühl, dass der Strukturwandel eingesetzt hat. Jedoch nehmen nur 29 Prozent der Lausitzerinnen und Lausitzer den Prozess als schnell und 39 Prozent als transparent wahr. Das bedeutet, dass die Informationen rund um den Strukturwandel nicht nur intensiviert, sondern zielgruppengerecht transportiert werden müssen.

Über den Lausitz-Monitor

Die von der MAS Gesellschaft für Marktanalyse und Strategie mbH und Prozesspsychologen GmbH initiierte Online-Befragung untersucht seit dem Jahr 2020 jährlich das Meinungsbild der Bevölkerung im sächsischen und brandenburgischen Teil der Lausitz zur Entwicklung der Region, zu den Themen Energiewende, Strukturwandel und Zukunftstechnologien sowie zur Zufriedenheit mit ihrer Lebenssituation. Die Sächsische Agentur für Strukturentwicklung (SAS) unterstützt das Projekt als Partner und Beteiligungsformat für den Strukturwandel im Lausitzer Revier.

Für die 4. Auflage der repräsentativen Online-Umfrage wurden im Februar 2023 insgesamt 1.022 Personen ab 16 Jahren aus den Landkreisen Bautzen, Görlitz, Dahme-Spreewald, Elbe-Elster, Oberspreewald-Lausitz und Spree-Neiße sowie der kreisfreien Stadt Cottbus befragt. Die Ergebnisse sind unter www.lausitz-monitor.de abrufbar.

Quellen: Frankfurter Allgemeine, faz.net, vom 24. August 2023, Neue Lausitz, Sonderbriefing vom 24. August 2023, Pressemitteilung auf lausitz-monitor.de vom 24. August 2023

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